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Bernina 2023 - Story

Eine Tagesreise über den Bernina-Pass heisst früh aufstehen und Reiseende erst zu später Stunde … es wurde Mitternacht!

 

Um 05.30h mit der S-Bahn nach Luzern. Ab Luzern mit dem InterCity … vorbei an den beiden Mythen … via Gotthard-Bergstrecke (Gotthard-Basistunnel geschlossen!) … drei Mal freie Sicht auf die Kirche von Wassen … durch die Leventina … durch Bellinzona mit den drei Burgen (Castel Grande, Castello di Montebello, Castello di Sasso Corbaro) … hinein in die Magadinoebene … und weiter durch den Ceneri-Basistunnel … in die «Stadt von Welt» mit mediterranem Flair … Lugano … Postkartenwetter …

 

Mit dem «Città Funicolare» hinunter in die Altstadt von Lugano. Ein feiner Cappuccino auf der Piazza della Riforma, direkt am Luganersee (Ceresio), mit freier Sicht zu den beiden Luganeser Hausbergen, Monte San Salvatore und Monte Bré. Die Einladung zum Dolcefarniente!

 

 

 

 

 

 

 

 

Bernina 2023

Grossansicht

Um 10.00h ging es weiter mit dem Bernina Express Bus, vorbei am Comersee (Lario), durch das untere, breite, flache Veltlin, nach Tirano.

 

Am Eingang des Veltlin kamen wir an der Abzweigung «Colico» vorbei. Ich erinnerte mich an die erlebnisreichen Surf-Ferien zu Beginn der 1980er Jahre in Colico und den damals zahlreichen Comersee Überquerungen (Colico-Domaso) bei aufgewühlter See und gegen starke Winde («North-Hack»/Vento).

 

Es war dies meine erste Reise durch das Veltlin/Valtellina. Auffällig sind die vielen am und im Nordhang entlangziehenden Dörfer. Zwischen Sondrio und Tirano sind die nach Süden ausgerichteten, steilen, sonnigen Hänge mit Weinbergen im Terrassenanbau übersät. Auf dem breiten Talgrund gibt es saftige Wiesen für Viehzucht, Obst-/Weinbau und Getreideanbau. Die südlichen Abhänge sind stark bewaldet. Durch die Seitentäler, vorbei an den felsigen Gipfeln, des von Ost nach West ausgerichteten, unteren Veltlin, lassen sich im Norden die Engadiner Alpen und in Richtung Süden die Lombardischen Alpen erblicken.

 

 

 

 

 

 

 

Bernina Express Bus

Ein versierter Geschichtskenner und zufälliger Sitznachbar erzählte mir, wie die Eidgenossen im Zuge der Mailänderkriege die drei Talschaften Chiavenna, Veltlin und Bormio erobert haben. Napoleon und Wiener Kongress (1815) haben dann das Veltlin definitiv den Schweizern weggerissen und Italien zugeteilt. Und in diesem Zusammenhang noch etwas zum Thema «Antifaktische Geschichtsschreibung» … Was wäre, wenn? … Kanton Veltlin?!

 

Von Tirano habe ich nur die beiden Bahnhöfe und den Bahnhofplatz gesehen. Sicher gäbe es in Tirano noch dies und jenes zu entdecken; doch mich interessierte eigentlich diesmal nur die spektakuläre Fahrt mit dem Bernina Express über die Berninastrecke, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde.

 

 

 

 

 

Kreisviadukt Brusio

Um 14.24h begann die Reise mit dem Bernina Express, über den Bernina-Pass, via Thusis (Ende der UNESCO Weltkulturerbestrecke mit einer Länge von 122 Kilometern) nach Chur.

 

Nördlich von Tirano öffnet sich das malerische Val Poschiavo. Der Bernina Express passiert die Schweizergrenze etwa zwei Kilometer nördlich von Tirano und fährt kurz danach in Campocologno ein, die erste Ortschaft auf Schweizerboden.

 

Im Nachhinein sehe ich im Val Poschiavo eine Dreiteilung. Der Abschnitt von Campocologno bis Brusio ist meines Erachtens der Eingangsbereich. Dann im ersten Stock der Lago Poschiavo mit der Ebene vor Poschiavo, für mich die Küche und das Esszimmer. Hinter Poschiavo dann der Aufstieg zur Alp Grüm im 2. Stock. Und als Abschluss der Lago Bianco, das Schwimmbecken auf der Dachterrasse.

 

 

 

 

 

 

 

Lago Poschiavo

Beim Kreisviadukt von Brusio musste ich ein bisschen schmunzeln. Ob es sich hier wohl um einen echten Schweizerischen Kompromiss handelt … Kehrtunnel ohne Berg!

 

Mit dem Erreichen des Lago di Poschiavo verändert sich die Sicht auf das Puschlav schlagartig. Ruhig liegt der See, mächtig die Berge im dahinterliegenden Bernina Gebiet.

 

Die Fahrt hinauf zur Alp Grüm könnte schöner nicht sein. Die Bahnlinie schlängelt sich an den steilen, bewaldeten Hängen empor und passiert eine Vielzahl von Brücken, Tunnels und Galerien. Fichten und Lärchen sind oft zum Greifen nah und dann wieder die weite Sicht bis hin zu den Bergamasker Alpen. All dies immer wieder mit atemberaubender Sicht durch das ganze Val Poschiavo und auf die am gegenüberliegenden Hang gebaute Bernina Passstrasse.

 

 

 

 

 

 

Val Poschiavo, Bergamasker Alpen

1800 Höhenmeter erklimmt der Bernina Express zwischen Tirano (429m ü. M.) und Ospizio Bernina (2253m ü. M.) … ohne Zahnradantrieb! Während etwas mehr als einer Stunde wird ein Naturerlebnis von mediterran/subalpin bis hochalpin geboten. Eine Reise durch verschiedene Klimazonen, welche eine abwechslungsreiche Vegetation begünstigen.

 

Oben angekommen ... Die Fahrt entlang dem Stausee Lago Bianco gleicht einem Märchen, einfach wunderschön, fast ein bisschen «kitschig». In Richtung Norden über den See blickend, hat man des Öfteren den Eindruck, an einem Infinity-Pool zu sein.

 

Unmittelbar am Nordende des Lago Bianco liegt die kontinentale Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten des Po und des Inn-Donau-Flusssystems.

 

Die Bernina Express Strecke ist die höchste Bahnlinie über die Alpen, mit insgesamt 55 Tunnels und 196 Brücken. 

 

 

 

 

 

 

Lago Bianco

Während dieser Tagesreise sah ich zum ersten Mal den Piz Palü und den Piz Bernina. Vorher kannte ich diese Berge nur aus dem Silva-Buch «Bündner Alpen».

 

Weiter ging die Reise durch das Val Bernina, Oberengadin, Bergün, Filisur/Landwasserviadukt, Tiefencastel und Thusis nach Chur.

 

Bis Chur ging alles nach Plan. Nach Chur gab es da und dort Verspätungen, welche letztlich dazu führten, dass der wunderschöne Reisetag erst kurz vor Mitternacht zu Ende ging.

 

 

 

 

 

 

Piz Bernina

Übrigens: Zuerst wollte ich die Tagesreise in umgekehrter Richtung machen; doch glücklicherweise waren in Richtung Chur-Tirano alle, oder die meisten, Plätze ausgebucht. Meines Erachtens ergeben die Highlights via Lugano-Tirano-Chur ein viel imposanteres Drehbuch. Und dabei denke ich vor allem an den Abschnitt/Aufstieg Tirano-Lago Bianco!

 

So oder so! Die eindrucksvolle Tagesreise, bei schönstem Wetter, hat mir einen weiteren Teil der Schweiz und Norditaliens verinnerlicht und gleichzeitig zu einer gesunden Durchlüftung von Sinn und Geist beigetragen.

 

Ich merke mir: Val Bernina, Alpe Nova, Morteratsch Gletscher und Diavolezza.

 

Das Bild «Bernina 2023» reflektiert die unvergessliche, malerische Eindruckswelt in leicht unscharfen, milchigen Tönen!

 

 

 

 

 

 

 

 

Landwasser Viadukt